Sparklima – Das Sparverhalten der Bundesbürger
Das Marktforschungsinstitut Kantar GmbH fragt drei Mal jährlich im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen seit 1997 die Deutschen nach ihrem Sparverhalten. Die Ergebnisse der 79. Umfrage im Juni 2023 liegen nun vor.
Bei dieser repräsentativen Befragung von 2.006 Bundesbürgern, die jeweils im März, Juni sowie Oktober eines jeden Jahres stattfindet, wurden folgende Fragen gestellt:
- Sparen Sie für einen bestimmten Zweck und wenn ja, wofür?
- Welche Absichten bestehen für Sie für das zukünftige Sparverhalten?
- Welche Gründe gibt es für Sie für ein steigendes oder sinkendes Sparverhalten in der Zukunft?
1. Sparer/Nichtsparer
Das Niveau des Zwecksparens hält sich über alle drei Wellen 2023 konstant auf dem im Schnitt niedrigsten der letzten acht Jahre. Bei Frauen liegt die Sparneigung mit 42-45 Prozent etwas höher als bei Männern (35-39 Prozent im Jahresverlauf).
Die Sparquote steigt mit Schulbildungsniveau – wobei sich hier, wie bereits im Juni, der mittlere und höchste Bildungsabschluss immer mehr annähern bzw. mittlerweile auf gleichem Niveau rangieren. Bei der Einkommenssituation liegt die Sparneigung ab 2.500 Euro Haushaltsnettoeinkommen bei 50 Prozent, darunter ist sie im Mittel um 20 Prozentpunkte niedriger.
Rund 70 Prozent der über 60jährigen geben an, nicht für einen bestimmten Zweck zu sparen Diese Angabe liegt in den jüngeren Generationen praktisch linear entgegengesetzt. Die Sparneigung für einen bestimmten Zweck geht bei den 50-59jährigen von 40 Prozent über die 40-49jährigen mit 43 Prozent weiter in die Höhe, bei den 30-39jährigen liegt sie bei 49 Prozent, bei der Generation bis 29 Jahre liegt sie sogar bei 58 Prozent. Der Anteil zweckgebundenen Sparens ist bei einer Haushaltsgröße von 4+ Personen mit 53 Prozent am größten.
2. Sparziele
SParziele | 3/23 | 2/23 | 1/23 | 3/22 | 2/22 | 1/22 | 3/21 |
Altersvorsorge: | 56,1 | 56,7 | 51,2 | 56,0 | 56,8 | 59,4 | 54,8 |
Erwerb/Renovierung von Wohneigentum: | 41,5 | 37,4 | 35,8 | 37,4 | 44,0 | 44,2 | 38,3 |
Konsum/ Anschaffungen (Autokauf o. ä.): | 40,7 | 41,3 | 46,7 | 41,8 | 49,3 | 53,4 | 55,6 |
Kapitalanlage: | 25,9 | 27,8 | 30,1 | 29,3 | 33,0 | 33,4 | 29,0 |
Notgroschen/Reserve: | 3,6 | 7,5 | 7,0 | 8,6 | 5,9 | 5,0 | 6,1 |
Ausbildung der Kinder: | 2,8 | 4,1 | 3,6 | 2,4 | 2,7 | 3,8 | 2,5 |
Sonstiges: | 5,5 | 3,8 | 6,3 | 3,8 | 5,2 | 6,4 | 9,1 |
(Die Summe dieser Anteile ergibt mehr als 100 %, da die Befragten teilweise mehrere Sparziele angaben.)
„Altersvorsorge“ liegt mit 56,1 Prozent im Oktober dieses Jahres abermals ganz vorne und erreicht das Vorjahresniveau.
„Wohneigentum“ und „Konsum“ besetzen gleichauf den zweiten Platz mit 41,5 bzw. 40,7 Prozent. Die „Kapitalanlage“ ist nur für etwas mehr als ein Viertel der Sparer als Sparzweck relevant. Das Motiv „Wohneigentum“ hat im Jahresverlauf und -vergleich Auftrieb erfahren.
Bei Erwerb und Renovierung von Wohneigentum zeigt sich im Jahresvergleich ein Trend nach oben sowie eine Annäherung der Regionen. Gaben im Herbst 2022 noch 34 Prozent im Osten und 38 Prozent im Westen dies als Sparzweck an, so bewegen sich die Werte im Herbst dieses Jahres um die Marke von 40 Prozent (Ost 40 Prozent, West 42 Prozent). Ein möglicher Grund hierfür könnte das sogenannte „Heizungsgesetz“ sein.
Beim Wohneigentum haben Frauen die Nase vorn (46 Prozent vs. 36 Prozent bei den Männern). Auch beim Konsum und der Erfüllung langgehegter Wünsche konsultieren mehr Frauen als Männer das Sparschwein (44 Prozent vs. 37 Prozent). Wenn es um Kapitalanlagen geht, so ist das für ein Drittel der Männer ein valider Sparzweck, bei den Frauen ist das nur für rund ein Fünftel der Fall.
Ab 30 ist der vornehmliche Sparzweck die Altersvorsorge (von 57 Prozent für die 30-39jährigen über 70 Prozent bei den 40-49jährigen bis zu 64 bzw. 60 Prozent bei den Älteren), Kapitalanlagen sind hauptsächlich für die mittleren Altersgruppen relevant – im Gesamten betrachtet im Westen mehr als im Osten.
3. Künftiges Sparverhalten
Auf die Frage über das künftige Sparverhalten gab es folgende Antworten (Anteile in Prozent):
Zukünftiges Sparverhalten | 3/23 | 2/23 | 1/23 | 3/22 | 2/22 | 1/22 | 3/21 |
Mehr: | 8,1 | 8,8 | 7,4 | 8,9 | 7,9 | 10,1 | 8,1 |
Weniger: | 13,6 | 15,8 | 13,8 | 25,2 | 14,6 | 15,0 | 13,9 |
Etwa gleich viel: | 64,7 | 63,6 | 68,1 | 60,1 | 67,7 | 65,2 | 68,7 |
Weiß nicht und keine Angabe: | 13,6 | 11,8 | 10,7 | 5,8 | 9,8 | 7,5 | 9,3 |
64,7 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger planen, zukünftig genauso viel zu sparen wie bisher.
Der Anteil derjenigen, die angeben, zukünftig weniger zurücklegen zu wollen, bleibt über das Jahr 2023 konstant.
Nach dem Einbruch vor einem Jahr, damals an der Schwelle zur kompletten Ungewissheit über die zukünftigen Preisentwicklungen in allen Bereichen des täglichen Lebens, zeichnet sich nun ein tendenziell höheres Sparverhalten ab. Bei einem Haushaltseinkommen von über 2.500 Euro netto monatlich liegt das Niveau, gleich viel zu sparen, bei 74 Prozent (+11 Prozentpunkte ggü. 2022), beim Einkommen darunter bei 59 Prozent (ggü. 55 Prozent 2022).
Der Anteil der Mehrsparer zeigt sich unbeeindruckt konstant.
4. Ausblick
Nach der Steigerung des ifo Geschäftsklimaindexes noch zum ersten Quartal dieses Jahres hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft merklich eingetrübt: Die Erwartungen fielen deutlich pessimistischer aus im Juni 2023. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage schlechter und die Schwäche der Industrie brachte die deutsche Konjunktur in schwieriges Fahrwasser.[1]
Keine Neuigkeit, jedoch trotzdem festzustellen, war die gleichbleibend schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft auch für den weiteren Jahresverlauf. Der Pessimismus für die kommenden Monate nahm zwar ab, jedoch trat die deutsche Wirtschaft auf der Stelle.[2]
Die Sparneigung wird nach wie vor vom gestiegenen Niveau der Lebenshaltungskosten bedingt. Der Notgroschen rückt zwar in den Hintergrund, jedoch ist die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage spürbar: Ständige geopolitische Veränderungen, vielfältige Krisenherde und Herausforderungen bei der Energieversorgung und deren Sanierung wirken auf Nachfrage, Konsumbereitschaft und Sparverhalten der Bevölkerung.
[1] https://www.ifo.de/fakten/2023-06-26/ifo-geschaeftsklimaindex-sinkt-juni-2023
[2] https://www.ifo.de/pressemitteilung/2023-09-25/ifo-geschaeftsklimaindex-geht-leicht-zurueck-september-2023