Sparklima – Das Sparverhalten der Bundesbürger
Das Marktforschungsinstitut Kantar GmbH fragt drei Mal jährlich im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen seit 1997 die Deutschen nach ihrem Sparverhalten. Die Ergebnisse der 78. Umfrage im Juni 2023 liegen nun vor.
Bei dieser repräsentativen Befragung von 2.006 Bundesbürgern, die jeweils im März, Juni sowie Oktober eines jeden Jahres stattfindet, wurden folgende Fragen gestellt:
- Sparen Sie für einen bestimmten Zweck und wenn ja, wofür?
- Welche Absichten bestehen für Sie für das zukünftige Sparverhalten?
1. Sparer/Nichtsparer
Im Vergleich zur Märzwelle 2023 hat sich der Anteil der Deutschen, die für einen bestimmten Zweck sparen, nicht verändert und liegt auch im Jahresvergleich auf praktisch gleichem Niveau.
Sparten im März 2023 Frauen bereits mehr als Männer (45 Prozent vs. 35 Prozent) für einen bestimmten Zweck, so ist das Verhältnis auch im Sommer recht ähnlich (Frauen 43 Prozent, Männer 37 Prozent), auch zum Vorjahr hat sich das Bild hierbei nicht verändert (Frauen 43 Prozent, Männer 36 Prozent).
Die Sparquote steigt mit Schulbildungsniveau – wobei sich hier mittlerer und höchster Bildungsabschluss immer mehr annähern. Bei der Einkommenssituation springt die Sparneigung ab einem Niveau von 3.500 Euro im Monat auf rund 50 Prozent, in der Kategorie 2.500 bis 3.500 Euro liegt sie immerhin bei 42 Prozent.
Beim Alter sinkt die Sparneigung ab 50 Jahren wieder (42 Prozent bei 50-59 Jahren, 32 Prozent bei 60+), die unteren und mittleren Einkommenskategorien haben eine höhere Neigung zum Zwecksparen von 43 Prozent in der Altersgruppe bis 29 Jahre, bei 50 Prozent zwischen 30-39 Jahren rund um die Zeit, in der typischerweise die Familiengründung stattfindet und 43 Prozent zwischen 40-49 Jahren.

2. Sparziele
SParziele | 2/23 | 1/23 | 3/22 | 2/22 | 1/22 | 3/21 | 2/21 |
Altersvorsorge: | 56,7 | 51,2 | 56,0 | 56,8 | 59,4 | 54,8 | 49,8 |
Konsum/Anschaffungen (Autokauf o. ä.): | 41,3 | 46,7 | 41,8 | 49,3 | 53,4 | 55,6 | 53,3 |
Erwerb/Renovierung von Wohneigentum: | 37,4 | 35,8 | 37,4 | 44,0 | 44,2 | 38,3 | 38,9 |
Kapitalanlage: | 27,8 | 30,1 | 29,3 | 33,0 | 33,4 | 0,92 | 26,6 |
Notgroschen/Reserve: | 7,5 | 7,0 | 8,6 | 5,9 | 5,0 | 6,1 | 5,9 |
Ausbildung der Kinder: | 4,1 | 3,6 | 2,4 | 2,7 | 3,8 | 2,5 | 1,9 |
Sonstiges: | 3,8 | 6,3 | 3,8 | 5,2 | 6,4 | 9,1 | 5,4 |
(Die Summe dieser Anteile ergibt mehr als 100 %, da die Befragten teilweise mehrere Sparziele angaben.)
„Altersvorsorge“ liegt auf Vorjahresniveau und mit einem Anteil von 56,7 Prozent mit Abstand auf Platz 1 der Sparmotive. „Konsum“ folgt mit 41,3 Prozent, dicht dahinter „Wohneigentum“ mit 37,4 Prozent. „Kapitalanlage“ gaben lediglich ein gutes Viertel (27,8 Prozent) an. Im Vergleich zur Frühjahreswelle 2023 bleibt das Bild recht stabil.
Beim Konsum sinkt der Anteil im Jahresvergleich (minus 8 Prozentpunkte auf 41,3 Prozent), gleiches ist beim Wohneigentum zu konstatieren (minus 6,6 Prozentpunkte auf 37,4 Prozent).
Die Sparzwecke unterscheiden sich vor allem beim Wohneigentum in Ost (24 Prozent) und West (40 Prozent), bei Männern und Frauen ist es vornehmlich die Kapitalanlage (35 Prozent bei den Männern vs. 22 Prozent bei den Frauen). Beim Wohneigentum haben die Frauen (40 Prozent) den Männern (35 Prozent) gegenüber leicht die Nase vorne.
Primäre Sparzwecke bei den Befragten bis 29 Jahren sind Konsum (64 Prozent) und Altersvorsorge (41 Prozent), bei den 30-39jährigen sind es die Altersvorsorge (60 Prozent) sowie Wohneigentum (39 Prozent) und Kapitalanlage (38 Prozent). In der nächsten Dekade ist ebenfalls die Altersvorsorge auf Platz 1 mit 61 Prozent, der Sparanteil für Wohneigentum folgt mit gut der Hälfte (52 Prozent). Bei den 50-59jährigen ist das Sparmotiv der finanziellen Sicherheit im Alter mit zwei Dritteln (68 Prozent) vorherrschend, gleiches gilt für die Generation 60+ (56 Prozent).
3. Künftiges Sparverhalten
Auf die Frage über das künftige Sparverhalten gab es folgende Antworten (Anteile in Prozent):
Zukünftiges Sparverhalten | 2/23 | 1/23 | 3/22 | 2/22 | 1/22 | 3/21 | 2/21 |
Mehr: | 8,8 | 7,4 | 8,9 | 7,9 | 10,1 | 8,1 | 8,6 |
Weniger: | 15,8 | 13,8 | 25,2 | 14,6 | 15,0 | 13,9 | 11,9 |
Etwa gleich viel: | 63,6 | 68,1 | 60,1 | 67,7 | 65,2 | 68,7 | 71,5 |
Weiß nicht und keine Angabe: | 11,8 | 10,7 | 5,8 | 9,8 | 7,5 | 9,3 | 1,8 |
Zwei Drittel der Befragten planen zukünftig genauso viel zu sparen wie bisher. Der Anteil derjenigen, die angeben, in Zukunft weniger zurückzulegen, liegt aktuell bei 15,8 Prozent, der der Sparwilligen bei 8,8 Prozent. Beides entspricht dem Vorjahresniveau. Dadurch bleibt der Sparklima-Index[1] negativ.
Im Westen beabsichtigen 65 Prozent etwa gleich viel zu sparen, im Osten sind es 57 Prozent.
Gerade die jüngeren Befragten zwischen 14 und 29 Jahren nehmen sich vor, in den nächsten Monaten mehr zu sparen (21 Prozent). Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Befragten stetig, die zukünftig mehr sparen wollen. Unter den Befragten, die älter als 50 Jahre sind, liegt der Anteil nur noch bei 3 Prozent.
[1] Der Sparklima-Index ist definiert als die Differenz zwischen dem Anteil der zukünftigen Mehrsparer und der Gruppe der Bundesbürger, die zukünftig weniger sparen wollen. Er liefert somit eine Prognose über die zukünftige Entwicklung der Sparquote.
4. Ausblick
Nach der anfänglichen Steigerung des ifo Geschäftsklimaindexes noch zum ersten Quartal dieses Jahres hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft inzwischen merklich eingetrübt: Die Geschäftserwartungen fallen im Juni 2023 deutlich pessimistischer aus als zu Jahresbeginn. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage schlechter und der konjunkturelle Ausblick ist eingetrübt. [1]
Niedrige Auftragsbestände, Kaufkraftverluste der privaten Haushalte im Lichte hoher Inflationsraten und Investitionszurückhaltung infolge gestiegener nationaler und globaler Unsicherheiten dürften den Weg Deutschlands aus der Rezession verlängern.
[1] https://www.ifo.de/fakten/2023-06-26/ifo-geschaeftsklimaindex-sinkt-juni-2023