Sparklima – Das Sparverhalten der Bundesbürger
Das Marktforschungsinstitut Kantar GmbH fragt drei Mal jährlich im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen seit 1997 die Deutschen nach ihrem Sparverhalten. Die Ergebnisse der 76. Umfrage im Oktober 2022 liegen nun vor.
Bei dieser repräsentativen Befragung von 2.008 Bundesbürgern, die jeweils im März, Juni sowie Oktober eines jeden Jahres stattfindet, wurden folgende Fragen gestellt:
- Sparen Sie für einen bestimmten Zweck und wenn ja, wofür?
- Welche Absichten bestehen für Sie für das zukünftige Sparverhalten?
1. Sparer/Nichtsparer
Im letzten Quartal des Jahres 2022 liegt der Anteil der Zwecksparer in Deutschland mit 42,5 Prozent wieder auf dem Niveau des Vorjahres und ist im Vergleich zum Sommer 2022 um 3,2 Prozentpunkte angestiegen.
Der Unterschied zwischen weiblichen (42 Prozent) und männlichen Sparern (43 Prozent) ist im Oktober deutlich geringer als in den Vorwellen. So war der Unterschied im Juni mit einer Differenz von 7 Prozentpunkten (43 Prozent weibliche Sparer vs. 36 Prozent männliche Sparer) erheblich ausgeprägter.
Haben im Juni noch die 30-39-Jährigen die Liste der zweckgebundenen Sparer angeführt (rund 50 Prozent), so wird ihnen nun der erste Platz durch die Jungen (14-29 Jahre) mit einem Anteil von 57 Prozent streitig gemacht. Der Anstieg des Zwecksparens ist auch bei der Altersgruppe der Über-60-Jährigen zu beobachten (von 29 auf 34 Prozent).
Im Zeitverlauf über die letzten Wellen ist der Anteil zweckgebundenen Sparens bei einer Haushaltsgröße von vier oder mehr Personen mit 55 Prozent am größten.

2. Sparziele
SParziele | 3/22 | 2/22 | 1/22 | 3/21 | 2/21 | 1/21 | 3/20 |
Altersvorsorge: | 56,0 | 56,8 | 59,4 | 54,8 | 49,8 | 54,8 | 56,0 |
Konsum/Anschaffungen (Autokauf o. ä.): | 41,8 | 49,3 | 53,4 | 55,6 | 53,3 | 49,7 | 52,3 |
Erwerb/Renovierung von Wohneigentum: | 37,4 | 44,0 | 44,2 | 38,3 | 38,9 | 45,0 | 44,2 |
Kapitalanlage: | 29,3 | 33,0 | 33,4 | 29,0 | 26,6 | 26,7 | 28,5 |
Notgroschen/Reserve: | 8,6 | 5,9 | 5,0 | 6,1 | 5,9 | 7,1 | 6,1 |
Ausbildung der Kinder: | 2,4 | 2,7 | 3,8 | 2,5 | 1,9 | 2,7 | 4,0 |
Sonstiges: | 3,8 | 5,2 | 6,4 | 9,1 | 5,4 | 5,2 | 8,5 |
(Die Summe dieser Anteile ergibt mehr als 100 %, da die Befragten teilweise mehrere Sparziele angaben.)
„Altersvorsorge“ (56 Prozent) und „Konsum“ (41,8 Prozent) sind weiterhin die zentralen Sparmotive in der deutschen Bevölkerung, gefolgt von „Wohneigentum“ (37,4 Prozent) auf Rang 3.
Die Sparausgaben für Altersvorsorge sind auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr, wohingegen der Anteil für Konsumausgaben von 55,6 auf 41,8 Prozent absackt. Beim Wohneigentum sind die Umfrageergebnisse nur geringfügig schwächer als im Oktober 2021 (38,3 Prozent). Im Vergleich zum Juni ist jedoch ein Rückgang um 6,6 Prozentpunkte zu konstatieren. Betrachtet man den Sparzweck Kapitalanlage, so sieht man zum Juni einen Rückgang um 3,7 Prozentpunkte, was eine Rückkehr zum Vorjahresniveau (29 Prozent) bedeutet.
Erwartungsgemäß korrelieren einzelne Sparzwecke mit dem Alter der Befragten. In der jüngsten Alterskategorie steht „Konsum“ an erster Stelle (54 Prozent), gefolgt von „Altersvorsorge“ (40 Prozent) und „Kapitalanlage“ (32 Prozent). Bei den 30-39-Jährigen steht „Wohneigentum“ mit 51 Prozent an erster Stelle, dicht gefolgt von „Altersvorsorge“ und „Konsum“ mit je 47 Prozent.
West und Ost sind nun bei der Altersvorsorge ähnlich hoch vertreten (56 vs. 58 Prozent). Bei Konsum und Kapitalanlage zeigen sich regionale Unterschiede: Geben 44 Prozent im Westen den Sparzweck Konsum an, sind es im Osten nur 27 Prozent. Zur Kapitalanlage bekennen sich 30 Prozent der Westdeutschen, das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Osten.
57 Prozent der Frauen stehen bei der Altersvorsorge einem Anteil von 55 Prozent bei den Männern gegenüber, bei Konsum liegen die Frauen mit 44 Prozent nur mehr 4 Prozentpunkte über den Männern. Die Konsumfreude der Frauen ist im Jahresvergleich von 65 Prozent um 21 Prozentpunkte gesunken.
3. Künftiges Sparverhalten
Auf die Frage über das künftige Sparverhalten gab es folgende Antworten (Anteile in Prozent):
Zukünftiges Sparverhalten | 3/22 | 2/22 | 1/22 | 3/21 | 2/21 | 1/21 | 3/20 |
Mehr: | 8,9 | 7,9 | 10,1 | 8,1 | 8,6 | 10,2 | 9,8 |
Weniger: | 25,2 | 14,6 | 15,0 | 13,9 | 11,9 | 12,2 | 11,3 |
Etwa gleich viel: | 60,1 | 67,7 | 65,2 | 68,7 | 71,5 | 69,4 | 68,1 |
Weiß nicht und keine Angabe: | 5,8 | 9,8 | 7,5 | 9,3 | 8,1 | 8,2 | 10,8 |
Nur mehr 60,1 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger planen zukünftig genauso viel zu sparen wie bisher.
Der Anteil derjenigen, die angeben, zukünftig weniger zurücklegen zu wollen, steigt auf 25,2 Prozent, was einer Steigerung um 10,6 Prozentpunkten auf einen historischen Höchststand entspricht. Der Anteil der Mehrsparer liegt dagegen auf gewohntem Niveau (8,9 Prozent).
Der Sparklima-Index[1] fällt mit -16,3 (vs. -6,7 im Juni 2022 oder -5,8 im Oktober 2021) bemerkenswert niedrig aus.
Gerade die jüngeren Befragten zwischen 14 und 29 Jahren nehmen sich vor, in den nächsten Monaten mehr zu sparen (+6 Prozentpunkte auf knapp 22 Prozent). Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Befragten, die in Zukunft mehr sparen wollen.
Das Motiv „steigende Lebenshaltungskosten“ führt sowohl bei den Gründen für mehr Sparen als auch bei denen für weniger Sparen die Rangliste an. Wer mehr spart, tut dies, weil er künftig mit höheren Ausgaben rechnet. Wer weniger spart, dem mangelt es wegen der gestiegenen Kosten schlichtweg an Sparfähigkeit.
[1] Der Sparklima-Index ist definiert als die Differenz zwischen dem Anteil der zukünftigen Mehrsparer und der Gruppe der Bundesbürger, die zukünftig weniger sparen wollen. Er liefert somit eine Prognose über die zukünftige Entwicklung der Sparquote.
4. Ausblick
Wie schon im Juni skizziert, bleibt die Stimmung in der deutschen Wirtschaft düster. Der ifo Geschäftsklimaindex als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ist seit Juni 2022 deutlich gesunken (von 92,3 auf 84,3). Auch die Zufriedenheitsanteile der Unternehmen bewegen sich abwärts. Der Ausblick auf einen schweren Winter lässt die Prognosen sorgenvoll ausfallen.
Geopolitische Veränderungen, vielfältige Krisenherde und Herausforderungen bei der Energieversorgung sowie noch weiter zu erwartende steigende Lebenshaltungskosten wirken auf Nachfrage, Konsumbereitschaft und Sparverhalten der Bevölkerung. Der „Notgroschen“ rückt als Sparmotiv in den Hintergrund. Die Lebenshaltungskosten stehen nun an erster Stelle.
5. Auswertung Sonderfrage „Kostendeckung des Alltags“
Die Teilnehmer erhielten bei diesem Survey auch eine Sonderfrage, bei der Inflation und Entsparen im Mittelpunkt stand. Im Lichte der „normalen“ Befragung, die ein eher trübes Bild von der Sparfähigkeit zeichnet, wäre zu erwarten gewesen, dass die Haushalte unter Umständen auch ihre Ersparnisse angreifen müssen, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten.
Tatsächlich gaben aber 57,4 Prozent der Befragten an, mit ihrem Einkommen klarzukommen, ohne an die Ersparnisse gehen zu müssen. Fast jeder Fünfte schätzte die persönliche Situation indes so ein, dass Ersparnisse wohl aufgezehrt werden müssen. Und 12,3 Prozent der Befragten haben gar keine Reserven, die notfalls in den Konsum fließen könnten.