Statement des Verbandsvorsitzenden Bernd Hertweck zum Jahrestag
Der Verband der Privaten Bausparkassen wird am 23. September 70
Jahre alt. Das Umfeld, in dem er 1948 gegründet wurde, war mit dem
heutigen in keiner Weise vergleichbar. Die Kerngedanken, von denen sich
die „Gründerväter“ leiten ließen, haben dennoch Bestand. Wichtigstes
Motiv war und ist es, Menschen zu helfen, sich einen ihrer größten
Träume zu erfüllen: den des Erwerbs eigener vier Wände.
Am 21. Oktober 1947 gründeten die privaten Bausparkassen eine
Arbeitsgemeinschaft. Diese formierte sich am 23. September 1948 als
Verband der Privaten Bausparkassen e.V. mit Sitz in Düsseldorf. Später
zog der Verband nach Frankfurt am Main um, dann nach Bonn und im Jahr
2000 schließlich nach Berlin.
Vor 70 Jahren waren in vielen Städten die Wohnungsbestände weitgehend
zerstört. Die Zahl der Menschen auf der Suche nach Wohnraum erhöhte
sich nochmals durch den Zustrom vertriebener und geflüchteter Familien.
Der heutige Begriff „angespannte Wohnungsmärkte“ kann die damalige
Situation nicht einmal im Ansatz beschreiben.
Die Bausparkassen hatten sich der Reaktivierung des Spargedankens
verschrieben und wollten einen Beitrag dazu leisten, die Wohnungsnot zu
beseitigen. Sie knüpften damit an ihre Entstehung in den 1920er-Jahren
an. Damals hatte der Zusammenbruch des Realkreditsystems in Folge des
Ersten Weltkriegs und der Hyperinflation einen Handlungsspielraum für
neue Finanzierungsmodelle eröffnet – in diesem Fall für ein Modell der
Immobilienfinanzierung, das unabhängig vom allgemeinen Kapitalmarkt
arbeiten sollte. Der Kollektivgedanke in der Eigenheimfinanzierung
entstand.
Viel ist in den Jahren ab 1948 geschehen. Seither haben die deutschen
Bausparkassen mehr als 1.000 Milliarden Euro für die
Wohnungsfinanzierung zur Verfügung gestellt und waren damit am Erwerb
von 13 Millionen Wohnungen beteiligt, darunter 9 Millionen Neubauten.
Sie gehören seit vielen Jahren zu den größten Finanzierungsgruppen
privaten Wohneigentums.
Hinter dem Wunsch nach eigenen vier Wänden steht der Wunsch, einen
bleibenden Wert zu schaffen, sich von staatlicher Fürsorge unabhängig zu
machen, fürs Alter vorzusorgen und später etwas vererben zu können. Es
geht um Zukunftsvorsorge in Verbindung mit Generationenvorsorge. Aus
Sicht der Bausparkassen sollte und soll dabei das eigene Heim nicht das
Privileg besserverdienender Haushalte sein. Es ging und geht darum,
diszipliniertes Sparen anzuregen, um eine breite Vermögensbildung zu
ermöglichen.
Der Bauspargedanke verbindet das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe
mit der Erkenntnis, dass Menschen, die sich in einer Bauspargemeinschaft
zusammenschließen, schneller ans Ziel kommen. Bei allen
Herausforderungen und Krisen, denen auch die Bausparkassen ausgesetzt
waren, hat sich die Bausparidee bewährt. Sie wurde nach dem Fall der
Mauer und des „Eisernen Vorhangs“ auch erfolgreich in viele Länder
Osteuropas exportiert. Für die Mehrheit der Deutschen war und ist
Bausparen der erste Schritt in die eigenen vier Wände. Bausparen ist
unverzichtbarer Teil einer soliden Finanzierungskultur, die sich
insgesamt durch gezielten Aufbau von Eigenkapital, Festzinsen und
strenge Beleihungsstandards auszeichnet. Dem deutschen Immobilienmarkt
hat dies gutgetan. Er ist von Krisen, wie sie andernorts aus dem Platzen
einer Finanzierungsblase heraus entstanden sind, bisher verschont
geblieben.
In einem harten Wettbewerb konnten sich die Bausparkassen im Verlauf
dieser 70 Jahre als Finanzierungspartner ihrer Kunden behaupten. Es ist
ihnen gelungen, sich ein Stück weit neu zu erfinden. Das Produkt
Bausparen genießt hohes Vertrauen. Es ist trotz seines unveränderlichen
Kerns wandlungs- und damit zukunftsfähig.